Viele Menschen leiden nach einem Schlaganfall (MnS) unter Einschränkungen der gangbezogenen-Teilhabe. „Gangbezogene-Teilhabe“ sagt aus, dass Menschen am Leben teilnehmen, weil sie sich als Fußgänger:Innen bewegen können. Gangbezogene-Teilhabe bedeutet, dass das Gehen außerhalb des Hauses bedeutungsvoll für die Person ist, wie Einkaufen, Enkelin vom Kindergarten abholen, spazieren gehen oder ein Trainingsprogramm durchführen. Einschränkungen der gangbezogenen-Teilhabe resultieren aus dem Schlaganfall selbst, aber auch aus Mängeln der Heil- und Hilfsmittelversorgung. So können Körperfunktionsstörungen wie Lähmungen oder Sichtfeldeinschränkungen, personenbezogene Faktoren wie Angst, aber auch umweltbezogene Aspekte des Versorgungssystems z.B. Ablehnung eines Hilfsmittels durch die Krankenkasse dazu führen, dass ein Mensch weniger als Fußgänger:in am sozialen Leben teilnehmen kann. In internationalen Best-Practise-Empfehlungen ist der professionsübergreifende diagnostische Prozess eine Voraussetzung für das Formulieren von Zielen und Erstellen von Therapieplänen. Der diagnostische Prozess sollte über alle beteiligten Berufsgruppen abgestimmt werden, theoretische Konzepte der Gesundheitsförderung wie Empowerment und Personen- bzw. Teilhabe-Zentrierung beinhalten. Solche interprofessionellen, personen-zentrierten und wohnraum-orientierten Versorgungsmodelle existieren in der ambulanten Versorgung in Deutschland jedoch nur marginal. Das Hauptziel der Studie ist es, umfassende Erkenntnisse über den Interprofessionellen Diagnostischen Prozess zur Untersuchung der gangbezogenen-Teilhabe von Menschen nach einem Schlaganfall im ambulanten Setting zu generieren. Ein Ziel dabei ist die Erhebung der unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen beteiligten Gruppen, d.h. aus Sicht der Akteur:Innen (Betroffene, Zugehörige und Health Professionals). Dabei bedient sich die Studie der Mittel der qualitativen Sozialforschung. Die Erkenntnisse dienen der Entwicklung einer Komplexen Intervention. Sie enthält Handlungsempfehlungen zur Optimierung des Diagnostischen Prozesses in der ambulanten interprofessionellen Therapie- und Hilfsmittelversorgung unter Berücksichtigung des Sozialraums (Lebensweltorientierung) und Implementierungsstrategien in Bezug auf die regionalen Kontextbedingungen (München und Rosenheim). Die Studie ist als partizipative prospektive explorative Multi-Methods-Studie konzipiert. Um die wissenschaftlichen Fragestellungen zu beantworten, werden Daten mittels Integrativem Review, Fokusgruppen und Zukunftswerkstatt erhoben, analysiert, synthetisiert und diskutiert. Die Komplexe Intervention soll in nachfolgenden Studien weiter untersucht werden.
Entwicklung Komplexe Intervention "Interprofessionelle Diagnostik zur gangbezogenen Teilhabe von Menschen nach einem Schlaganfall" in Deutschland PARTICIPATE MOB - partizipative prospektive explorative Multi-Methods-Studie
MEMBER IN THE JOINT ACADEMIC PARTNERSHIP
since
Joint Academic Partnership Health
Prof. Dr. Petra Bauer
- Physiotherapie
- Neurorehabilitation
- Partizipation
Vorträge und Präsentationen
Pott, C., Koller, D., Dreischulte, T., Fegl, M. und P. Bauer (2023):
Entwicklung Komplexe Intervention „Ambulante interprofessionelle Diagnostik der Gangbezogenen-Teilhabe von Menschen nach einem Schlaganfall“ in Deutschland. Partizipative prospektive Multi-Methods-Studie PARTICIPATE-MOB, Rosenheim.
Pott, C. und J. Langemeyer (2023):
ICF als Rahmenmodell in der Bezugstherapie für Schlaganfall-Patient:innen. Erfahrungen aus der Praxis im ambulanten Setting. Vortrag. ICF Anwenderkonferenz, München.
Pott, C. und T. Böttger (2023):
Partizipative Forschung in der Neurorehabilitation. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR), der Deutschen Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation (DGNKN), der Österreichischen Gesellschaft für Neurorehabilitation (OEGNR) und der Schweizerischen Gesellschaft für Neurorehabilitation (SGNR), Augsburg.
Publikationen
Pott, C., Dreischulte, T., Koller, D., Fegl, M., Langemeyer, J. und P. Bauer (2024).
Development of an interprofessional diagnostic toolkit to enhance outside walking gait-related participation of people after stroke in Germany: study protocol of an ongoing multi-methods study. BMJ open 14 (9), e084316. doi.org/10.1136/bmjopen-2024-084316.