In Deutschland leben derzeit etwa 300.000 Erwachsene mit einem angeborenen Herzfehler (EmaH). Durch die medizinisch-technischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte haben EmaH heute eine weitestgehende normale Lebenserwartung. Gleichzeitig bleiben EmaH, auch bei erfolgreichen medizinischen Interventionen, ihr Leben lang chronisch krank. Physische und psychische Komorbiditäten sind sehr häufig, wie z. B. Angststörungen, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen, und auch in sozialer Hinsicht sind Betroffene mitunter stark eingeschränkt.
Mit einer salutogenetischen Perspektive stehen die Entstehung, Stärkung und Förderung der Gesundheit von EmaH im Zentrum. Es werden salutogene Entwicklungspotentiale sowie Bedingungen, Strategien und Prozesse, die z. B. auch für erfolgreiches Coping relevant sind, in den Blick genommen. Damit einher geht zum Beispiel auch die Frage, wie es gelingen kann, trotz eines angeborenen Herzfehlers ein lebenswertes, gesundes Leben zu führen. Wie kann es gelingen, trotz Krankheit Gesundheit zu stärken und weiter zu fördern- ganz im Sinne eines „Gedeihen nicht trotz, sondern sogar aufgrund widriger Umstände“ - und damit gesundheitsförderliche Entwicklungsprozesse bei EmaH anzustoßen?
Im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie werden durch quantitative Befragung und qualitative Interviews bei EmaH erstmalig salutogene, positiv-psychologische Dimensionen im Zusammenhang mit der Krankheitsbewältigung untersucht, wie z. Bsp. Resilienz, Kohärenz, Posttraumatisches Wachstum, Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. Auch subjektive Perspektiven, wie die individuelle Narrative und das Gesundheits- und Krankheitsverständnis von Betroffenen, sind Teil des Erkenntnisinteresses.
Das Promotionsvorhaben erfolgt in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum München an der Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie.